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Newsletter 002: Was die Welt im Innersten zusammenhält ... Rumpfstabilität (Core)

Was die Welt im Innersten zusammenhält ... Rumpfstabilität (Core)
"Dass ich erkenne, was die Welt Im Innersten zusammenhält, ..."
Faust I. (Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832)

Für die Welt kann ich Dir das nicht sagen, jedoch für Deinen Körper. Da das zu viele nicht wissen, machen sich Volkskrankheiten wie „Rücken“ und Bandscheibenvorfälle breit. Das Sitzen ist nicht alleine an allem schuld. Mit diesem Text möchte ich mit einigen Mythen aufräumen und Dich ins Handeln bringen.

Wenn Du der Fels in der Brandung sein willst, die Lasten Deines Lebens locker schultern können möchtest, brauchst Du Rückgrat.

Hintergrund

Jede Kraftübertragung muss von Deinem Rumpf getragen werden. Du kannst nichts zu Dir ziehen oder wegdrücken, wenn Dein Körper nachgibt.

Zusätzlich sollte Deine Beweglichkeit in Hüfte und Schulter ausreichend sein. Sonst gleichst Du mangelnde Mobilität mit Deiner Wirbelsäule aus, was dann Dein Verletzungsrisiko erhöhen kann.

Ein häufiges Beispiel hierfür ist das Drücken einer Last über den Kopf (Military Press). Wenn die Schultermobilität mangelhaft ist, lehnt sich der Trainierende immer weiter nach hinten. Die Arme zeigen dann nach oben, aber der Oberkörper ist nach hinten überstreckt. Dabei wird immer mehr Last ungünstig auf die Wirbelkörper abgeleitet, so dass es leichter zu Verletzungen kommen kann. Oft ist dann mehr Last gar nicht möglich. Derjenige ist dann nicht zu schwach, sondern zu steif.

Aufgabenbereich Deines Rumpfs:

Dynamische Übertragung von Kräften

Ein Boxer generiert seinen Schlag aus den Beinen und überträgt die Energie über Hüfte, Wirbelsäule, Schulter in den Arm und die Faust.

Statische Stabilisierung

Gewicht vom Boden heben und oben halten. z.B. eine schwere Kiste bei einem Umzug.

Um diese beiden Funktionen zu vereinen, muss die Wirbelsäule starr und beweglich zu gleich sein.

Von oben nach unten nimmt die Fähigkeit zur Seite zu rotieren ab. Die Halswirbel sind extrem drehbar, die Brustwirbel nur noch die hälfte des Halses und die Lendenwirbelsäule ca. nur noch ⅓ der Brustwirbelsäule. Folglich kann die Lendenwirbelsäule sich so gut wie nur nach hinten und vorne bewegen.

Unterhalb der Lendenwirbelsäule sind die Wirbelkörper verwachsen und bilden so das Kreuzbein (Sacrum) und das Steißbein (Coccygis).


Das Einmaleins der Rumpfstabilität: Anatomie

Damit wir uns überhaupt bewegen können, müssen die Signale von Deinem Gehirn zum Körper geleitet werden. Das geschieht über das Rückenmark. Das ist ein Nervenstrang, der zwischen Deinen den einzelnen Wirbeln verläuft. Dabei lohnt es sich einmal einen Blick auf den einzelnen Wirbel zu werfen.

Der Wirbel trägt das Gewicht des Körpers. Das geschieht über die Bandscheiben. Einer Flüssigkeits-, Knorpelstruktur zwischen den einzelnen Wirbelkörpern, die die einzelnen Wirbel verbindet.

Zum Rücken hin, haben die Wirbel Knochenfortsätze. Diese dienen als Fixpunkt für Sehnen und Muskeln. Des weiteren Bilden sie eine Art Kabelkanal, in dem die Nervenbahnen des Rückenmarks, geschützt sind.

Anatomische Darstellung der Wirbelsäule mit Wirbelnd, Rückenmark und Bandscheiben

Zwischen den einzelnen Wirbel gibt es verbindende Muskelstränge. Sie helfen die benachbarten Wirbel in der richtigen Position zu halten. So liegen die Bandscheiben und Wirbel „perfekt“ aufeinander. Kräfte können so effizient abgeleitet werden.

Die großen Muskeln im Oberkörper haben nicht nur die Aufgabe die Wirbelsäule zu bewegen, sondern diese in ihrer Gesamtheit zu stabilisieren.

Dabei spielen die Rückenstrecker und die Bauchmuskulatur eine entscheidende Rolle.
Ein Muskel kann sich nur verkürzen und muss von einer anderen Kraft wieder langgezogen werden. Wenn man sich nach hinten überstreckt (Rückenstrecker), kommt man alleine nur wieder nach vorne, wenn der Bauch anspannt.


Atmung + Spannung = Kraft und Stabilität

Wenn man einatmet und den Atem „festhält“ - also nicht wieder ausatmet. Kann man mit Anspannung der Bauchmuskulatur, die Lunge als Harten Ballon nutzen, um die Wirbelsäule zusätzlich zu stabilisieren. Das nennt sich Vasalva Manöver und sollte nur von gesunden Menschen durchgeführt werden. Dabei kann der Blutdruck sehr steigen und das kann für ungeübte und herzkranke Menschen gefährlich werden.

Dies nutzt man beim Kreuzheben und bei der Kniebeuge, um sicher noch mehr Gewicht bewegen zu können. Wenn man dazu noch einen Gewichthebergürtel verwendet, hilft dieses einem, noch mehr „Schutzdruck“ ausüben zu können.

Dein zentrales Nervensystem registriert ständig, wie „stabil“ Du bist. Wenn die Messwerte absinken, „merkt“ es, dass Du Dich gefährdest und „dreht“ deine Kraft runter.

Frei nach dem Motto: Lieber ein Unfall mit einem Dreirad, als bei 200km/h mit Motorrad.

Das merke ich oft beim Coaching, das bei einer besseren Technik (stabile Ausführung) oft die Kraft nach oben geht, ohne das es für den Trainierenden anstrengender ist. Oft wird es als wesentlich leichter empfunden.

Selber nutze ich die gleichen Prinzipien, um mit meinem Brustkorb Ketten sprengen zu können. Video von meinem Weltrekord:
https://www.youtube.com/watch?v=_7q_pbw3H0g


Was passiert, wenn man schwach im Rumpf ist?

Den Volkskrankheiten „Rücken“ und Bandscheibenvorfall begegnet man überall. Grund sind mangelnde Bewegung, schlechte Bewegung und zu langes Verweilen in nur einer Position. Meistens ist diese Position Sitzen – doch auch ständiges Stehen macht und auf Dauer Probleme. Wir brauchen Bewegung frei von Schmerzen und gesund zu bleiben.

Bewegungsmangel
Wir haben viele Strukturen, die nur ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden, wenn wir uns bewegen und so diese Be- und Entlasten. Dazu gehören die Bandscheiben und sämtlich Knorpel (alle Gelenke des Körpers), sowie unser Lymphsystem (Versorgung mit  Nährstoffen und Abtransport von Abfallprodukten).
Unsere Knochendichte bleibt nur erhalten, wenn die Knochen ausreichend unter Last stehen. Also mehr als genügend Gründe sich zu bewegen und auch mal schwere Lasten zu bewegen.

Zu schwach 
Jeder der viel im Garten arbeitet, kennt das. Am Anfang des Jahres tut einem ständig der Rücken von der Gartenarbeit weh. Im Laufe des Sommers merkt man davon nichts mehr, weil man stärker wurde.
Im Winter macht man diese Arbeiten nicht mehr und wird in der Muskulatur schwächer. Was dann im Frühjahr wieder „Rücken“ auslöst.

Falsche Bewegung
Wenn von oben Last auf unsere Wirbelsäule kommt, können wir diese sehr gut verkraften. Je mehr die Kraft horizontal wird (wir mit uns mit einer schweren Last vorbeugen). Desto weniger Kraft kann kompensiert werden. Wenn dann noch eine Rotationsbewegung dazu kommt, reduziert sich die Stabilität noch weiter.

Das kommt bei vielen vor, wenn man sich nach hinten und zur Seite beugt, um eine runtergefallene Zeitschrift aufzuheben.


Bandscheibenvorfall

Wenn die Bandscheibe in den Raum des Rückenmarks vordringt und auf das Rückenmark drückt, kommt es zu schmerzen und man spricht von einem Bandscheibenvorfall. 

Darstellung Bandscheibenvorfall (Quelle: Wikipedia)

Links: Querschnitt durch die Strukturen der Halswirbelsäule.
Rechts: Beim Bandscheibenvorfall tritt ein Teil des Gallertkerns (Nucleus pulposus) durch den Faserring (Anulus fibrosus) und verursacht durch Druck auf den Spinalnerv (Nervus spinalis) Beschwerden.

user:debivort, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Das kann durch mangelnde Bewegung und falscher Belastung hervorgerufen werden. Um gesund zu bleiben brauchen die Bandscheiben Belastung und Entlastung. Das ist der einzige weg, wie diese mit Nährstoffen versorgt werden können!

Es scheint, dass viel falsche Bewegung mit weniger Last häufiger zu Problemen zu führen, als einmalig zu hohes Gewicht.
Es könnte gut sein, dass das hohe Gewicht einen daran hindert, sich falsch zu bewegen. Man schafft es einfach nicht. Bei einer niederschwelligen Last ist das allerdings möglich.

Nach einer finnischen Studie scheint Übergewicht einen Bandscheibenvorfall zu begünstigen. Hier zeigte sich ein 2-fach erhöhtes Risiko einer stationären Behandlung von Bandscheibenerkrankungen bei einem BMI über 27,5 kg/m². [1]

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass sich sehr übergewichtige Menschen, in der Regel auch nicht mehr so gerne bewegen.


Sixpack und alles ist in Ordnung?

Die Amerikaner sprachen in den 1950ern von „Beach Muscles“ (Sixpack) und „Working Muscles“ (Rückenstrecker, den man zu tragen von schweren Dingen braucht).

Wenn man Deine Bauchmuskeln sehen kann, heißt dass, dass Du wenig Fett hast. Doch das sagt noch nichts darüber aus, wie stark Deine Bauchmuskeln sind. Außerdem helfen Dir die Bauchmuskeln nur, wenn die im Gleichgewicht mit Deiner Rückenmuskulatur sind.


Rotationsbewegungen

Zuerst sollte man im Training die Stabilisierung von Bauch und Rücken sicherstellen. Wenn man das kann, sollte man die Seiten trainieren. Das kann das Beugen von links nach rechts sein, sowie die Rotation gegen eine Kraft. z.B. Boxen oder bei festem Stand gegen ein Gummiband zur Seite rotieren.


Geheimrezept: Mobilität plus Kräftigung

Wir brauchen die Bewegung und die Kräftigung unserer Rumpfmuskulatur (Neudeutsch Core-Strength), damit wir gesund leben können. Daher bewege Dich täglich einmal durch. Siehe einfach, wie Du jedes Gelenk bewegen kannst. Nutze dafür das Warm-up auf dieser Website (Warm-up für Schüler und Eltern https://strong-life-mentoring.com/de/allcategories-de-de/8-warmup-fuer-schueler-und-eltern), oder nehme Dir die Zeit, Deinen Körper zu entdecken.

Gibt es Ausnahmen?

Ja, manchmal müssen wir steif sein, um hohe Lasten bewegen zu können. Die Steifheit beschütz unsere Wirbelsäule. Wenn Du einen Powerlifter (Kraftdreikampf) vor seinen Wettkampf in die Sauna schickst und anschließend eine Entspannungsmassage verpasst, wird er beim Wettkampf durchfallen. Keine Chance, dass der sich so steif machen kann, um wirklich hohes Gewicht vom Boden zu heben. Natürlich braucht er immer noch die Beweglichkeit die geforderten Bewegungen durchführen zu können, doch er muss dafür nicht in den Spagat gehen können.

Für die allgemeine Gesundheit ist kombiniertes Mobilitäts- und Krafttraining hervorragend.


„Action!“ - 5 einfache Übungen, die Du zu Hause machen kannst.

Unter dem Video findest Du noch mal eine Beschreibung aller Übungen.
Pushup Position Plank

Push-up Plank

gehe in die Liegestütz-Position und halte diese so gerade wie möglich auf Zeit. Alternativ kannst Du auch 20 langsame Atemzüge nehmen. Wenn Dir langweilig wird, kannst Du immer mal ein Bein oder Hand vom Boden abheben und kurz halten.
Sideplank

Sideplank

Du stützt Dich auf die Seite. Dein Arm ist gestreckt und Dein Körper bleibt „gerade“. Der freie Arm, zeigt nach oben. Am Anfang legst Du Deine Füße nebeneinander auf dem Boden. Das gibt Dir etwas mehr Auflagefläche und macht die Übung so einfacher. Wenn Du das gut halten kannst, lege die Füße übereinander. Die meisten knicken in der Hüfte nach hinten ein oder sacken in der Mitte durch. Achte darauf gerade zu bleiben. Dafür musst Du Po, Bauch und Rücken anspannen.
Side-Plank Rotations

Side-Plank Rotations

Wie die Side Planks, nur dass Du mit Deinem oberen Arm kreisförmig nach unten in die Achselhöhle der Stützschulter greifst. Die Bewegung macht das Halten der korrekten Position schwieriger. Je langsamer und kontrollierter Du diese Bewegung machen kannst, desto mehr Kraft hast Du.
Thoracic Bridge

Thoracic Bridge

Du setzt Dich auf den Boden, die Knie sind vor Dir angewinkelt. Du stütz Dich hinten mit einem Arm ab und kommst mit Deinem Po hoch. Drücke Deine Hüfte so weit nach oben, dass Dein Bauch die Tischplatte eines kleinen Tisches sein könnte. Dann nimmst Du den freien Arm und führst ihn über Deinen Körper hinweg zur anderen Seite und streckst den Arm in diese Richtung.
Krabbeln

Krabbeln

Eine sehr schöne Übung, die zu oft unterschätzt wird. Du gehst in den Vierfüßlerstand. Deine Knie schweben kurz über den Boden. Dein Rücken bildet wieder ein Tischen. Nun einfach loskrabbeln und mit den Knien immer kurz über den Boden schweben.
Definitionen

Bist momentan steif und schwach?

Das muss nicht so bleiben. Dass ich diese Power einmal innehalten würde, hätte ich nie geglaubt. Es ist möglich. Trau Dich und fange an. Wir alle können stärker werden, als wir es gestern waren. Selbst im Angesicht unserer Sterblichkeit können wir etwas tun. Wir gehen den nächsten Schritt, um ein besserer, selbstbestimmter, liebevoller Mensch zu werden.

„Wir überschätzen das was wir in einer Woche tun können und unterschätzen das, was wir in einem Jahr tun können.“

- unbekannt

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Liebe Grüße aus Hamburg,
Dein Frank.

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Quellen

[1] L. Kaila-Kangas, P. Leino-Arja, H. Riihimäki, R. Luukonen, J. Kirjonen: Smoking and overweight as predictors of hospitalization for back disorders. In: Spine. 28, 2003, S. 1860–1868.

Bilder

  • Wirbelsäulem, Bandscheiben und Rückenmalrk: Lizensiert über depositphotos.com

  • Darstellung Bandscheibenvorfall: user:debivort, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons